Was bedeutet es, glücksspielsüchtig zu sein?

Anlässlich des hessenweiten Aktionstages zur Glücksspielsucht am 29. September 2021 geht die Hessische Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS) mit einem Videoclip zur Glücksspielsucht online. Hessische Fachberater*innen geben Zitate ihrer Klient*innen wieder, die nicht nur ihre schlimmsten Momente spiegeln, sondern auch Einblick in die Hilfe der Fachberatung geben.

„Um an Geld zu kommen, habe ich das Dreirad meines Kindes verkauft.“ „Glaubt nicht den Versprechungen der Glücksspielindustrie!“ Mit diesen Botschaften richten sich Klient*innen der hessischen Fachberatungen für Glücksspielsucht an die Öffentlichkeit. Im neuen Videoclip der HLS geben Fachberater*innen stellvertretend für ihre Klient*innen deren Zitate wieder. Erstmalig wird auf diesem Weg ein Einblick in die durch das Glücksspiel oftmals sehr schwierigen Lebensumstände hessischer Klient*innen gewährt. Mit der landesweiten Aktion machen die HLS und die regionalen Fachberatungen für Glücksspielsucht auf die Risiken von Glücksspielen und deren Auswirkungen auf Menschen aufmerksam.

„Diskussionen zum Glücksspielmarkt drehen sich zumeist um gesetzliche Rahmenbedingungen und Umsätze in Milliardenhöhe. Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass die negativen Auswirkungen des Glücksspielmarktes Menschen betreffen; Menschen, deren eigenes Leben und/oder das ihrer Familie häufig unwiderruflich zerstört wird“, sagt Susanne Schmitt, Geschäftsführerin der HLS.

In Hessen haben mehr als 31.000 Menschen massive Probleme mit Glücksspielen. Hinzu kommen zahlreiche Angehörige, die von der Problematik ebenfalls betroffen sind. Das Leid hinter dieser abstrakten Zahl wird konkreter, wenn es sich am Lebenslauf eines einzelnen Menschen festmacht. Der Traum vom bürgerlichen Leben ist zerschlagen: Kinder großziehen, ein Haus bauen. Geblieben sind oft nur Berge von Schulden. Im Videoclip teilen Glücksspielabhängige ihre Erfahrungen und Gedanken mit der Öffentlichkeit. Es sind Beiträge, in denen die persönliche, die menschliche Perspektive der Glücksspielsucht deutlich wird.

Glücksspielsucht (Pathologisches Glücksspielen) ist seit 2001 als eigenständige Krankheit anerkannt. Daraus ergeben sich für die Betroffenen wichtige Unterstützungsleistungen: Es besteht ein Anspruch auf ambulante, stationäre und (Nachsorge-) Leistungen, die von den Rentenversicherungsträgern bzw. den Krankenkassen finanziert werden. Menschen, die

sich den umfangreichen und stets zur Verfügung stehenden Glücksspielangeboten nicht entziehen können und ein pathologisches Glücksspielverhalten entwickeln, erhalten fachliche Unterstützung und Hilfe bei den 15 spezialisierten Fachberatungen für Glücksspielsucht in Hessen.

„Glücksspielsucht ist vorherrschend eine soziale Erkrankung, die in den meisten Fällen mit Schulden, oft auch mit Straffälligkeit einhergeht, alles in allem mit Folgen, die eine vollständige Teilhabe am Leben der Gemeinschaft erheblich einschränken“, sagt Daniela Senger-Hoffmann, Landeskoordinatorin für Glücksspielsucht der HLS.

Mit Glücksspielangeboten ist jeder Lebensraum durchdrungen, sich diesen zu entziehen fast unmöglich. Dazu arbeitet die Glücksspielindustrie ständig an ‚Innovationen’, die einen Suchteinstieg durchaus begünstigen und erleichtern. Abhilfe kann hier nur die Politik schaffen, denn sie muss nicht nur für die gesetzlichen Regelungen zum Spieler*innen- und Jugendschutz sondern auch dringend für deren Umsetzung sorgen.

Weitere Informationen bietet die Internetseite der HLS unter www.hls-gluecksspielsucht.org

Die Hessische Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS) ist der Zusammenschluss der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege und ihrer Mitgliedsorganisationen, die auf dem Gebiet der Suchtprävention und der Suchthilfe tätig sind. In der HLS sind nahezu alle hessischen Einrichtungen der Suchtprävention und Suchthilfe organisiert: 200 Einrichtungen im professionellen Bereich sowie 550 Selbsthilfegruppen. Die HLS finanziert sich aus Mitteln des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration, Spenden und Bußgeldern.

Um den Weg in die Glücksspielsucht zu vermeiden und den bereits Betroffenen wie auch Angehörigen Hilfen anbieten zu können, finanziert das Land Hessen seit 2008 an 13 Standorten 15 Fachberatungen für Glücksspielsucht, die in das bestehende hessische Suchthilfesystem integriert sind. Weiterhin stellt das Land Mittel für eine landesweite Koordination bei der HLS zur Verfügung. Diese zusätzlichen Personalstellen werden von dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration und vom Hessischen Ministerium des Innern und für Sport im Rahmen des Glücksspielstaatsvertrages bereitgestellt.

Ansprechpartner vor Ort:

Heike Böhning
Fachstelle für Glücksspielsuchtberatung
Caritasverband für die Regionen Fulda und Geisa e. V.
Caritas-Zentrum für Sucht- und Drogenhilfe
Wilhelmstr. 10
36037 Fulda
Tel. 0661 -24 28 361

Axel von Donop
Fachstelle für Glücksspielsuchtberatung und –prävention
Diakonie Fulda
Heinrich-von-Bibra-Platz 14
36037 Fulda
Fon: 0661/8388219